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Geschichte des Jüdischen Frauenbundes Um die Mitte des 19.Jahrhunderts entstand, begünstigt durch den aufkommenden Liberalismus, eine allgemeine deutsche Frauenbewegung, die 1865 zur Gründung des "Allgemeinen Deutschen Frauenvereins" führte. Zahlreiche jüdische Frauen (z.B. Lina Morgenstern und Henriette Fürth) unterstützten den 1866 gegründeten Lette-Verein, der sich für die Berufstätigkeit der Frau einsetzte. Durch den Zusammenschluss aller feministischen Frauenvereine entstand 1894 der "Bund deutscher Frauenvereine". Aber diejenigen Frauen, denen die karitative Ausrichtung der jüdischen Wohlfahrtsverbände nicht ausreichte und die eine mehr religiöse Richtung bevorzugten, schlossen sich am 15.06.1904 anlässlich eines Internationalen Frauenkongresses in Berlin zum "Jüdischen Frauenbund" zusammen. Die Gründerin und erste Vorsitzende Bertha Pappenheim verfolgte dabei das Ziel, sich für die Rechte jüdischer Frauen und Mädchen einzusetzen, ihnen zu helfen, ihren Platz im Leben zu finden und zu behaupten und die oft bittere Armut vor allem unter den Neueinwanderern aus Osteuropa zu lindern. Sehr bald traten die in vielen Städten schon seit Jahrzehnten bestehenden jüdischen Frauenvereine, die ehrenamtlich und mit großem Engagement auf sozialem Gebiet tätig waren, dem Jüdischen Frauenbund bei. 1907 gründete Bertha Pappenheim das "Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg" als Schutz- und Erziehungsstätte für gefährdete jüdische Frauen und Mädchen, die nicht mehr die Kraft besaßen, nach der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, zu leben, aber den Wunsch hatten, ihr Leben zu ändern. Bis zur Schließung im Jahre 1942 fanden ca. 1750 Säuglinge, Kleinkinder, Schulkinder, weibliche Jugendliche und junge Mütter hier ein Zuhause. ![]() 1911 erschien erstmals auf einem Plakat der christlichen Bahnhofsmission der Zusatz "Jüdischer Frauenbund, Abteilung Mädchenschutz" als Anlaufstelle für weibliche jüdische Reisende auf großen deutschen Bahnhöfen. 1914 wurde in Neu-Isenburg ein Heim für erziehungsbedürftige Kinder aus West- und Osteuropa gegründet. 1918 kam noch ein Wohnhaus für Praktikantinnen des Frauenseminars für soziale Berufsarbeit in Frankfurt/Main hinzu. Damit war die Einrichtung gleichermaßen zur Schutz-, Erziehungs- und Ausbildungsstätte geworden. Der Jüdische Frauenbund war eines der Gründungsmitglieder der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWSt) und hat daher traditionell Sitz und Stimme in den Versammlungen der ZWSt. Zudem wurde 1999 ein Vorstandsmitglied des Jüdischen Frauenbundes in den Vorstand der ZWSt gewählt. Hauptanliegen des Frauenbundes war neben der Sozialarbeit, die Bindungen innerhalb des Judentums zu stärken. Auch der Kampf gegen den Antisemitismus, der verstärkt seit den 20er Jahren auftrat, war ein Teil des Programms. Seit 1933 wurde die Vorbereitung der Frauen auf die Emigration zur Hauptaufgabe, bis der Frauenbund 1938 zwangsweise aufgelöst wurde. Seit der Neugründung des Frauenbundes im Jahre 1953 durch Jeanette Wolff und Ruth Galinski haben sich die Schwerpunkte der Arbeit in den Frauenvereinen verlagert: Es gilt nicht mehr so sehr, materielle Not zu lindern als vielmehr, soziale Kontakte zu knüpfen, Kranke zu besuchen, Alte aus der Isolation herauszuführen. Eine besondere Aufgabe ist die Hilfe zur Integration der vielen Neueinwanderinnen aus den ehemaligen GUS-Staaten. Zu diesem Zweck veranstaltet der Frauenbund zusammen mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden zweimal jährlich ein zweiwöchiges Integrationsseminar für Zuwanderinnen aus den ehemaligen GUS-Staaten. Seit 1954 gehört der Frauenbund auch dem International Council of Jewish Women an und nimmt regelmäßig an den internationalen Frauenkonferenzen teil. Seit 1996 findet 1½-jährlich ein Seminar in Bad Kissingen statt, auf dem es außer Vorträgen und Besichtigungen auch die Erfahrung eines koscheren Schabat gibt. Ebenfalls seit 1996 gibt der Frauenbund einmal jährlich eine kleine Zeitung heraus. Bertha Pappenheim Jeanette Wolff |